Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 63.1928-1929

DOI Artikel:
Hausenstein, Wilhelm: Münchner Neue Secession 1928
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9253#0023

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Münchner Neue Secession 1928

richard seewald—köln

gemälde »kleiner hafen«

wünsche mir, dieser ernste Künstler möge sich
gewisser Spitzen und Trockenheiten zugunsten
des Malerischen noch vollends entledigen; dann
wäre er mir lieber als Utrillo. Unter den Jünge-
ren mögen des Beispiels halber, nicht etwa der
Vollständigkeit zuliebe die Fritz Burkhardt
und Anton Lamprecht und Alois Seidl hier
noch genannt sein.

Die Plastik ist die dürftige Seite der Aus-
stellung, und übrigens fehlt es, da zum Beispiel
Klee und Kubin vermißt werden, auch sehr an
der Graphik. Unter den Plastiken sprechen
die Köpfe von Claus und E. A. Rauch, die
Tiere von Alexander Fischer an; man findet
eine etwas grob, aber mit Energie geformte
Holzfigur von Maly, die eine gewisse Gültigkeit
zu besitzen scheint (jedenfalls mehr als seine
rohen Malereien). Eine gute Figur von Kolbe
ist erquicklich; der Verlust Scharffs ist freilich
in keiner Weise ausgeglichen.

Der erste Saal ist Gästen vorbehalten. Es
treten auf: Pechstein, Heckel, Kirchner,
Max Kaus, Otto Müller, Felix Müller,
Schmidt-Rottluff und andere Repräsen-
tanten des sozusagen radikaleren Tones, der
im Norden beliebt ist. Ich gestehe, daß er mir

zumeist keinen Eindruck macht. Ich gestehe,
daß mir die qualifizierte Ruhe, das gebildete
Maß, das Unforcierte, Lärmlose der Münchner
im großen Ganzen lieber ist. Ich mache Aus-
nahmen, gewiß: die Fische von Pechstein, die
Näherin von Kaus (die mir indes einen Heß nicht
aufwiegt), die neuen Stücke von Heckel, die
mir zwar nicht ohne Weiteres einleuchten wol-
len, aber mit ihrer restaurativen Besinnung zu
denken geben. Doch im Ganzen sind mir die
Münchner lieber als die grellen Dinge der Nord-
deutschen, und ein Wasserfarbenbild des Köl-
ners Seewalds, eine Impression des Grazers
Wilhelm Thöny sagt mir mehr als die meisten
Proben berlinischer oder sächsischer Vehemenz.
Ich sage dies auf die Gefahr, für parteiisch zu
gelten. Ich glaube indes, Dutzende von Malen
bewiesen zu haben, wie viel ich gerade gegen
München und die Münchner Kunst von heute
auf dem Herzen habe; ich habe damit oft genug
bezeugt, daß ich der Letzte bin, für München

voreingenommen zu sein......... dr. w. h.

*

VOLLENDET. Der Meister stellt sein Werk
mit wenigen Strichen dar; ausgeführt oder
nicht, schon ist es vollendet....... goethe.

13

XXXII. Oktober 1928. 2
 
Annotationen